Ich messe Erfolg nicht mit KPIs, sondern anhand meiner Beobachtungen und Erkenntnisse.

Ziele

Ziele haben ein schlechtes Image. Oft werden sie mit einem Höher-schneller-weiter-Postulat verbunden. Dabei geht es auch anders!
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Maren Martschenko

Ziele haben bei vielen Selbständigen ein ganz schlechtes Image. Wer sich Ziele setzt und diese erreichen möchte, dem wird unterstellt, einem höher-schneller-weiter-Postulat zu folgen. Überhaupt brauche man sich keine Ziele zu setzen, weil man das Leben ohnehin nicht planen könne, höre ich immer wieder.

In einem Artikel von Club-Mitglied Carola Kleinschmidt lese ich ein Zitat von Arbeitspsychologe Andreas Krause, das genau zu diesem Narrativ passt: „Je mehr die eigene Arbeit am Erfolg gemessen wird, an der Erreichung von Zielen und Kennziffern, an der Überbietung von Benchmarks, desto mehr kommt es zur interessierten Selbstgefährdung.“ „Interessierte Selbstgefährdung“ bedeutet für ihn, sehenden Auges seine Gesundheit zu gefährden. Vielleicht denkst du jetzt auch: “Oh ja! Das muss aufhören!”

Ich stimme der Aussage nur zum Teil zu. An sich gibt es nämlich nichts Schöneres, als sich selbst gesetzte Ziele zu erreichen oder zu übertreffen. Etwas zu schaffen, das einem wichtig ist. Eine Aufgabe zu meistern, an der man über sich hinausgewachsen ist. Ich weiß noch, wie stolz meine kleine Tochter war, als sie endlich auf ihren eigenen Beinchen den Esstisch umrunden konnte. Tage-, wochenlang hatte sie darauf hingearbeitet. Stolz drehte sie dann Runde um Runde um den Tisch. Das Strahlen in ihrem Gesicht werde ich nie vergessen.

Selbstgefährdend wird es meines Erachtens dann, wenn ich Ziele verfolgen soll, die ich mir nicht selbst gesetzt habe oder deren Sinn sich mir nicht erschließt. Oder wenn ich Dinge erledigen soll, in denen ich nicht wirklich gut bin oder die mir persönlich nicht wichtig sind. Oder wenn ich Umsatz-Benchmarks reißen soll, um des Reißens willens. Es gibt keinen Anspruch auf unendliches Wachstum. All das hat aber nichts mit dem Ziele setzen an sich zu tun, sondern mit der Qualität, was ich wie warum erreichen möchte. Beschäftigt sein wird oft mit produktiv sein verwechselt. Produktiv sein wiederum mit wirksam sein. Sich als selbstwirksam zu erleben, ist eines der menschlichen Grundbedürfnisse. Und ist Selbständigkeit nicht eine der besten Formen des beruflichen Schaffens, um genau das zu erleben? Ich jedenfalls habe mich nicht selbständig gemacht, um beschäftigt zu sein, sondern weil ich etwas ermöglichen und gestalten möchte.

“Think about what you want today and you’ll spend your time. Think about what you want in 5 years and you’ll invest your time.”

James Clear, Autor von Atomic Habits

Wenn ich für mein Business Ziele plane, definiere ich Gipfel, die ich künftig erklimmen möchte. Es sind Themen, Anliegen, Vorhaben, die mir wirklich wichtig sind. Auf ihnen wehen Fahnen, auf denen eine kurze Schlagzeile steht, was mir wichtig ist zu erreichen, z.B. „Wissen digitalisieren, skalieren und monetarisieren“ oder „Mein Buch als Longseller“ oder „Branding = Bonding“ oder „Begeisterte Kund*innen“. Du merkst: Nichts davon steht in irgendwelchen Business-Ratgebern. Kann es auch nicht, denn meine Ziele sind abgeleitet aus meinem WHY.

Diese Ziele breche ich dann mit der OKR Methode (OKR = Objectives and Key Results) herunter in 12-Wochen-Zyklen. Am Ende jedes Tages, jeder Woche, jeden Monats und jedes 12-Wochen-Zyklus reflektiere ich den Fortschritt, die Learnings und die Blocker und richte mich neu aus. Diese Form der Reflexion ist meine Art der Erfolgsmessung. Nicht in KPIs, sondern in Form von Beobachtungen und Erkenntnissen. So kann ich sehr schnell die Richtung ändern, wenn es erforderlich ist. Ich halte nicht krampfhaft an einem Objective oder Key Result fest, wenn ich feststelle, dass es doch nicht wichtig ist.

Meine persönliche Erfolgsdefinition lautet: „Ich fühle mich erfolgreich, wenn ich die mir gesetzten Ziele entspannt und mit Freude erreiche.“ Es kommt also nicht nur darauf an, was ich erreichen möchte, sondern auch wie es erreichen möchte. Anders als Arbeitspsychologe Andreas Krause führt diese Art der Messung meines Erfolgs und das Erreichen von Zielen und Schlüsselergebnisse zu einer interessierten Selbstbestärkung.

Wie planst du? Wie setzt du dir Ziele? Was bedeutet Erfolg für dich?

Rückmeldungen

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  1. Ich stimme dir voll und ganz zu, Maren! Was wäre ein Leben ohne Ziele? Klar kann ich auch ohne Ziele leben, aber auch das ist übrigens ein Ziel. Die Frage ist nur, wohin es mich bringt. Klar, wenn die Ziele zu groß sind oder es gar nicht meine Ziele sind und ich unreflektiert an die Sache herangehe, kann es überfordern. Ziele verleihen dem Tag Struktur und dem Tun einen Sinn, Ziele geben dem Geist eine Aufgabe und dem Körper eine Befriedigung. Ich glaube, es ist ein Missverständnis, dass es beim Ziele stecken immer Höchst- und Bestleistungen sein müssen. Ziele können klein überschaubar sein, mal innerhalb und mal außerhalb der Komfortzone. Ohne Zielerreichung keine Selbstwirksamkeitserfahrung! Und die brauchen alle, jeden Alters.

    1. Liebe Claudia, das ist eine wichtige Ergänzung: Es muss bei Zielen nicht um Höchst- oder Bestleistungen gehen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass viele Leute ihre Ziele so formulieren, dass sie anerkennendes oder ehrfürchtiges Nicken bekommen, wenn sie darüber sprechen. Dabei macht man die Ziele ja für sich selbst. Idealerweise sind sie so attraktiv, dass man Lust hat, sie zu verfolgen und vorallem auch ein System hat, dass das ermöglicht. Stichwort Selbstwirksamkeit. Eines meiner Ziele lautet immer: Ich fühle mich fit&vital. Viele meinen dann, das sei ja kein Businessziel. Richtig, nur wenn ich mich nicht fit und vital fühle, brauche ich mir nicht groß etwas vornehmen 😉

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