Den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, hat im Arbeitsleben einen schlechten Ruf. Das Narrativ “Work Hard, Play Hard” ist deutlich beliebter. Für viele ist ihre Arbeit überhaupt dann erst Arbeit, wenn es sich nach Arbeit anfühlt: zäh, mühselig, anstrengend. Das halte ich für kontraproduktiv. Denn auf Dauer ist das ungesund und ineffizient. Das hält keiner bis zur Rente durch.
Ich sage nicht, dass alles Easy-Peasy-Sonnenschein sein muss. Aber gerade in Situationen, wenn uns etwas schwerfällt, weil wir etwas nicht direkt verstehen, weil es neu für uns ist, weil es komplex ist, weil wir vielleicht nicht das Licht am Ende des Tunnels sehen, dann dürfen und sollten wir es uns unbedingt leichter oder einfacher machen.
Mir helfen in solchen Situationen drei Dinge bzw. Ansätze – sei es beim Schreiben oder wenn ich mir ein neues Tool erarbeiten möchte oder in einer herausfordernden Situation in einer Zusammenarbeit.
Freude am Tun
Wenn ich früher sagte, ich mag etwas nicht machen, weil es keinen Spaß macht, hörte ich von meiner Mutter den Satz: “Du immer mit deinem Spaß. Arbeit muss keinen Spaß machen.” Vielleicht. Aber für mich fühlt es sich viel leichter an, Herausforderungen zu überwinden, wenn mir der Prozess an sich Freude macht. Also wenn ich Freude am Tun habe, wenn es mir Spaß macht, wie ich etwas mache. Wenn ich mit kindlicher Freude auf das schaue, was entsteht oder auch was durch mein Tun möglich wird. Wenn ich Freude an etwas habe, bin ich motivierter, bleibe besser dran und komme so viel eher zu guten Ergebnissen, als wenn ich mich durchbeiße. Oder wie Marie Kondo sagt: “Does it spark joy?” Wenn nicht, kann es weg.
Langsamer geht es leichter
Einen zweiten Ansatz habe ich von Trager-Practionerin Jessica Leicher übernommen, die mich für meine Alpenüberquerung oder meinen Triathlon körperlich und mental mobilisiert hat. Ihre Antwort auf die Frage “Wie kann es leichter gehen?” war: Mach’ langsamer. Du brauchst mehr Kraft zum bergauf Gehen? Geh langsamer. Du willst mehr Flow beim Schwimmen? Schwimm langsamer. Dann geht es leichter. Das gilt auch im Business. Du tust dir schwer, ein neues Tool zu verstehen? Mach langsamer. Zerlege den Prozess in kleine Schritte. Du merkst, dass in einem Kundenprojekt Sand ins Getriebe gekommen ist? Halte inne, anstatt es krampfhaft hinter dich zu bringen.
Betrachte es als Spiel
Der dritte Ansatz ist, eine komplexe Aufgabe anzugehen wie ein kniffeliges Rätsel. Da erwarten wir auch nicht, es sofort lösen zu können. Im Gegenteil: Ist es zu leicht, ist es langweilig. Unser Ehrgeiz wird geweckt, wir tüfteln so lange, bis alle Puzzlesteine zusammenpassen. Wir empfinden tiefe Freude, wenn wir ein schwieriges Problem gelöst haben. Und das Beste am spielerischen Ansatz: Mit jedem gelösten Problem erweitern wir unser unser Skill-Set. Wir stärken die Resilienz, die Entscheidungs- und Lösungskompetenz für jedes weitere Hindernis. Ein klares Credo fürs spielerische Vorgehen.
Work hard? Play smart.
Hiermit erlaube ich dir ganz offiziell, es dir leichter und einfacher zu machen. Ach was, ich empfehle dir sogar, Hindernisse und Widerstände mit Freude, langsamer und spielerisch anzugehen. Was hältst du davon? Bist du Team “Work hard” oder Team “Play smart”?
Rückmeldungen
Ich war eine lange Zeit meines Berufslebens eher im Team “work hard” zu verorten.
Vor ca. 8 Jahren gab es einen Anlass zügig ins Team Play Smart zu wechseln. Dafür waren -(sind manchmal immer noch)- jede Menge Veränderungen nötig, vor allem bei mir selbst. Und das Selbst zu verändern geht nur mit (tiefer) innerer Arbeit (Prozessarbeit körperlich, emotional, mental), Bewusstmachung, wiederholte Übungen in Gelassenheit, Selbstliebe, und Selbstfürsorge, stetig begleitet mit ner dicken fetten Portion Humor und vor allem der Erlaubnis, sich dafür die entsprechende Zeit zu geben. Dran bleiben, auf dem Weg bleiben. Läuft! Lg Regina