Viele Soloselbständige haben das Gefühl, im Marketing nur zu senden, ohne echtes Echo zu bekommen. Oder noch schlimmer: Eine Performance als Alleinunterhalter abliefern zu müssen. Das kann zu einer einsamen Angelegenheit werden. Zumal wir bei der digitalen Kommunikation Netz wirklich alleine vor dem Bildschirm sitzen. Das verstärkt das Gefühl, selbst und ständig vor sich “hinzuwurschteln“.
Doch Resonanz entsteht nicht automatisch durch Lautstärke, häufiges Posten oder eine große Anzahl Follower:innen, sondern durch Beziehungen, die von Vertrauen geprägt sind.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du mit dem Resonanz-Radar erkennst, wo Verbindung entsteht, und wie du mit einfachen Maßnahmen Nähe aufbaust, die das Vertrauen und die Verbindung zu den Menschen um dich herum stärken.
Weniger senden, mehr verbindlich teilen.
Du machst gute Arbeit. Deine Angebote sind durchdacht, deine Haltung klar – und trotzdem fühlt es sich manchmal an, als würdest du ins Leere sprechen. Der Linkedin-Algorithmus verstärkt das Gefühl gerade sehr.
Du teilst deine Ideen, veröffentlichst Newsletter, schreibst Posts und doch kommt wenig zurück. Menschen lesen, aber sie reagieren nicht. Das kann frustrierend das sein kann.
Es ist kein Mangel an Können, sondern an Resonanz.
Doch wie geht das mit dem mehr Austausch, mehr Feedback, mehr Nähe, ohne aufdringlich zu werden? Die Antwort lautet: Weniger senden, mehr verbindlich teilen.
Wie „Weak Ties“ und „Strong Ties“ Resonanz erzeugen
Bevor in die Praxis eintauchen ein kleiner Exkurs in die Sozialwissenschaften. Mark Granovetter hat die Theorie der „Strong Ties“ und „Weak Ties“ aufgestellt (Quelle: »The Strength of Weak Ties«, American Journal of Sociology, 1973, Vol. 78, No. 6, pp. 1360–1380).
Strong Ties sind deine engen Beziehungen: Menschen, mit denen du regelmäßig im Austausch bist. Dazu zählen Kund:innen, Partner:innen, Kolleg:innen. Sie sind das Vertrauensfundament deines Marketings. Hier entsteht Tiefe, Loyalität, Weiterempfehlung.
Weak Ties sind die loseren Kontakte: Follower:innen, Newsletter-Leser:innen, Bekannte aus Netzwerken. Sie sind oft deine Außenverbindung zu Neuem: Sie bringen frische Impulse, neue Kooperationen, Aufträge oder Sichtbarkeit.
Die Kunst liegt darin, beide Systeme in Bewegung zu halten:
- Pflege deine Strong Ties durch echte Beziehung, Nähe und Wertschätzung.
- Aktiviere deine Weak Ties durch Offenheit, Teilhabe und kleine, anschlussfähige Impulse.
Bei Soloselbständigen beobachte ich zwei Phänomene:
Viele Soloselbständige sind so stark in die Kundenarbeit eingebunden, dass ihnen kaum Zeit bleibt, sich um die weak ties zu kümmern. Sie posten oder senden Newsletter nur unregelmäßig, doch so verkümmern die weak ties. Dabei geht Wachstum häufig von den Weak Ties aus – also von jenen, die am Rand deines Netzwerks stehen und trotzdem aufmerksam mitlesen.
Oder sie konzentrieren sich so stark darauf, ständig neue Weak Ties zu knüpfen und erachten ihre Strong Ties für selbstverständlich. Sie sind ja eh da.
Wir brauchen aber beide Systeme: Strong Ties nähren deine Marke. Weak Ties verbreiten sie. Und echte Resonanz entsteht genau dort, wo du beide Systeme miteinander verbindest. Genau an dieser Stelle kommt der Resonanz-Radar ins Spiel.
Einfaches Werkzeug ist das Resonanz-Radar
Das wissenschaftliche fundierte Konzept der Weak Ties und Strong Ties bestärkt, was tief in uns immer schon wussten: Marketing funktioniert nicht über Lautstärke, sondern über Beziehung. Vertrauen und Resonanz entstehen dort, wo du andere Menschen teilhaben lässt. Nicht als Zielgruppe, sondern als Mitdenkende, Mitfühlende, Mitgestaltende. Das braucht keine große Kampagne, keine reißerischen Überschriften, kein Klickbait.
Ein einfaches Werkzeug, um festzustellen, wo du schon eine gute Verbindung hast und wo sie wachsen darf, ist das Resonanz-Radar.
Stell dir den Resonanz-Radar vor vier Kreise wie Baumringe. Je weiter du nach außen kommst, desto loser ist die Verbindung.
Im innersten Kreis sind deine Kund:innen. Dann folgt deine Community, Kooperationspartner:innen und außen Öffentliche Reichweite.
Je loser die Verbindung, desto niedriger ist der Vertrauensstatus.
Überlege für jeden Kreis:
- Wie lade ich diese Gruppe ein, teilzuhaben?
- Bekommen sie Einblicke, Fragen, Möglichkeiten zur Mitgestaltung?
- Und wo ist es bisher still geblieben?
- Dann wähle eine kleine Maßnahme, um den äußeren Kreis näher heranzuholen.
Maßnahmen, wie du Vertrauen stärkst und Resonanz förderst
Hier sind einige Anregungen – geordnet nach Beziehungstyp:
1. Für Interessent:innen & Beobachter:innen
- Teile regelmäßig Einblicke, wie du arbeitest, nicht nur was du anbietest.
- Lade zu einer kleinen, unverbindlichen Interaktion ein (z. B. Umfrage, Kommentar, Abstimmung).
- Reagiere auf Likes oder neue Follower:innen mit einem kurzen Willkommenskommentar oder einer DM.
- Teile Inhalte anderer mit ehrlichem Bezug („Das hat mich inspiriert, weil…“).
Ziel: Aus Neugier wird Vertrauen. Du wirst als Person spürbar, nicht nur als Sender.
2. Für Vertraute & Mitlesende (Follower:innen, Newsletter-Leser:innen)
- Stelle gezielt Reflexionsfragen in Posts oder Mails („Wie macht ihr das?“ / „Was denkt ihr dazu?“).
- Zeige Work-in-Progress, nicht das perfekte Ergebnis.
- Bitte um Input zu Entscheidungen (z. B. Umfrage zu Themen, Formaten, Namen).
- Erwähne Menschen, die dich mit ihren Rückmeldungen inspiriert haben.
Ziel: Vom stillen Lesen zum echten Gespräch. Resonanz sichtbar und erlebbar machen.
3. Für Kund:innen & Co-Kreator:innen
- Bitte um ehrliches Feedback nach einem Projekt, nicht nur um ein Testimonial.
- Entwickle mit ausgewählten Kund:innen Mini-Prototypen oder Workshop-Formate.
- Teile Einblicke aus der Zusammenarbeit („Was wir gemeinsam gelernt haben“).
- Lade ehemalige Kund:innen zu Beta-Tests, Roundtables oder Feedback-Gesprächen ein.
Ziel: Beziehung vertiefen. Aus einzelnen Aufträgen werden starke Partnerschaften.
4. Für Fans & Botschafter:innen
- Bedanke dich öffentlich für Empfehlungen oder Erwähnungen.
- Lade zu Co-Posts, Gastbeiträgen oder kurzen Interviews ein („Was hast du aus unserer Zusammenarbeit mitgenommen?“).
- Gib diesen Menschen neue Gründe, über dich zu sprechen: Updates, Erfolge, neue Impulse.
- Sende exklusive Inhalte oder Early-Access-Angebote als Wertschätzung.
Ziel: Resonanz verstärken. Aus Begeisterung wird Weiterempfehlung.
Sieben gute Gründe, warum Teilhabe das beste Marketing ist
- Wenn du Menschen einbeziehst, entsteht gegenseitige Aufmerksamkeit.
- Du siehst, wer sich für deine Themen interessiert. Andere spüren, dass sie dir wichtig sind.
- Du erkennst, mit wem du wirklich in Verbindung stehst.
- Bonus: Du bekommst Feedback, das dir hilft, deine Angebote weiterzuentwickeln.
- So entsteht Schritt für Schritt ein anderes Marketinggefühl: Eins, das nicht auf Druck, Lautstärke und Performance basiert, sondern auf Dialog und Gemeinschaft.
- Und eins, das dich nicht erschöpft, sondern nährt.
- Du spürst, du bist nicht allein auf dem Marktplatz. Du stehst mitten in einem Netzwerk von Menschen, die mitdenken, mitfühlen, mittragen.
Drei Fragen für deinen nächsten Schritt
Welche deiner Kontakte gehören heute zu deinen Weak Ties – und wie könntest du sie in den nächsten Wochen aktivieren?
Mit wem hast du länger nicht gesprochen, obwohl der Austausch euch beiden guttun würde?
Welche kleine Maßnahme (z. B. Kommentar, Nachricht, Einladung) könntest du heute umsetzen, um Resonanz bewusst zu fördern?






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