Was wäre, wenn deine größte Produktivitätsbremse gar nicht in deiner To-do-Liste liegt – sondern in deinem Kalender?
Wenn „mehr Zeit“ dich gar nicht weiterbringt – aber ein anderer Rhythmus schon?
Ich habe mit Carola Kleinschmidt gesprochen – Autorin, Speakerin, Trainerin und selbst Solo-Selbstständige. In unserem Gespräch geht es nicht um Zeitmanagement im klassischen Sinne, sondern um die Kunst, im eigenen Takt zu arbeiten. Denn das ist der Hebel, um produktiver zu arbeiten.
Was sie mir über Pausen, Energie und das kleine 1×1 der Alltagseffizienz verraten hat, hat selbst bei mir nochmal ein Umdenken ausgelöst.
Jetzt reinhören!
>> Hier eine kurze Zusammenfassung der Highlights:
Pausen sind kein Luxus – sie sind dein Produktivitätsmotor.
Carola erklärt, warum unser Gehirn nach 70 bis 90 Minuten intensiver Arbeit eine echte Erholungsphase braucht – und was dann ideal ist: rausgehen, bewegen, den Blick weiten. Wer stattdessen durchzieht, riskiert nicht nur Erschöpfung, sondern auch das Gefühl, „nichts geschafft“ zu haben. Die Lösung: bewusste Kontraste zwischen Anspannung und Entspannung – auch mitten am Tag.
Dein Tagesrhythmus ist dein stärkstes Planungstool.
Lerche oder Eule? Frühstart oder langsame Anlaufphase? Wer weiß, wann er oder sie auf natürliche Weise in den Flow kommt, kann Aufgaben gezielt danach planen. Und: Wer seine Hoch-Zeiten blockt, schützt sie vor Ablenkung – und steigert die eigene Wirksamkeit enorm.
Produktivität beginnt mit einem Satz.
Am Ende des Tages fragt Carola sich: „Was lief heute gut – und was war mein Anteil daran?“
Diese kleine Übung bringt nicht nur ein realistisches Gefühl von Erfolg zurück, sondern hilft auch beim Loslassen. Denn unser Gehirn liebt es, Dinge abzuschließen – auch wenn sie noch nicht perfekt fertig sind.
Die ganze Folge steckt voller konkreter Tipps, Tools und Beispiele – hör jetzt rein!
🎧 Hier geht’s zur Folge

Weiterführende Links
- Mit Carola vernetzen: https://www.linkedin.com/in/carola-kleinschmidt-7b3448a2/
- Ihre Webseite https://www.carolakleinschmidt.de/
- Zu den Büchern https://www.carolakleinschmidt.de/buecher
- Ihr Jahresbegleiter „Gesünder arbeiten. Besser leben.“ https://www.dein-gutes-jahr.de/
Transkript
Maren:
Hallo, heute spreche ich mit Carola Kleinschmidt. Sie ist auch Mitglied im MPC, Autorin, Speakerin, Trainerin – also wie viele unserer Zuhörerinnen und Zuhörer solo-selbstständig. Hallo Carola.
Carola:
Hi Maren, grüß dich.
Maren:
Du beschäftigst dich in deinen beruflichen Rollen viel mit Selbstfürsorge und gesundem Arbeiten – damit wir so arbeiten können, dass wir in unserer Arbeit gerne alt werden. Du hast unter anderem das Buch Das Intervall-Prinzip geschrieben, das mir sehr gut gefällt. Die Idee, wie beim Intervallfasten, bewusst zwischen Produktivität und Erholung zu wechseln, finde ich spannend. Gab es in deinem Leben einen Moment, in dem dir klar wurde: Ich brauche einen anderen Lebens- und Arbeitsrhythmus?
Carola:
Ja, tatsächlich zwei. Der erste war, als ich selbstständig wurde. Ich war inhaltlich angekommen, aber ich konnte abends nicht abschalten. Obwohl ich mich schon mit Stressprävention beschäftigt hatte, merkte ich: Erholung gehört nicht nur an den Feierabend, sondern auch in den Tag. Der zweite Moment kam, als ich Kinder bekam. Plötzlich hatte ich oft nur noch 1 bis 1,5 Stunden am Stück zum Arbeiten. Ich fragte mich: Ist das überhaupt produktiv? Und habe festgestellt: Ja. Gerade kürzere, konzentrierte Phasen – im Wechsel mit Erholung – sind sehr wirksam.
Maren:
Du sagst, der richtige Rhythmus ist die wichtigste Quelle für Energie und Lebensfreude. Was meinst du genau mit „richtig“? Und wie finde ich meinen eigenen Rhythmus?
Carola:
„Richtig“ im biologischen Sinne. Studien zeigen: Nach etwa 70 bis 90 Minuten fokussierter Arbeit braucht unser Gehirn eine Pause. Dann braucht es eine andere Energiequalität – nicht noch mehr Fokus, sondern Entspannung, Bewegung, Weitblick.
Zudem gibt es chronobiologische Unterschiede – Stichwort Lerchen und Eulen. Manche Menschen starten früh durch, andere später. Wichtig ist, sich selbst gut zu beobachten: Wann habe ich Lust und Energie? Wann bin ich wirklich leistungsfähig?
Maren:
Ich bin definitiv eher eine Eule. Ich brauche morgens Anlaufzeit und bin abends auch nicht besonders fokussiert.
Carola:
Das ist typisch. Es heißt ja nicht, dass du bis Mitternacht arbeitest – nur, dass dein Hoch etwas später am Tag liegt. Wenn man das weiß, kann man wichtige Aufgaben besser legen. Schwierig wird es, wenn äußere Verpflichtungen genau in diese Hoch-Zeit fallen.
Maren:
Wie geht man dann damit um? Was, wenn mein bestes Zeitfenster genau dann ist, wenn ich Kinder abholen muss?
Carola:
Dann gilt es, bewusst Freiräume zu schaffen. Zum Beispiel mit einem Babysitter, der zweimal pro Woche übernimmt – damit du in deiner Hoch-Zeit konzentriert arbeiten kannst. Oder du organisierst die Familie so, dass jemand anderes das Frühstück übernimmt, wenn du früh morgens produktiv bist. Es geht nicht immer, aber oft lässt sich mit etwas Fantasie etwas verändern.
Maren:
Im Club gibt es den Trail „Die ideale Woche“, in dem man diese Hoch- und Tiefzeiten dokumentieren kann. Viele berichten, dass sie zwar viel gearbeitet haben, aber am Ende nicht sagen können, was sie eigentlich geschafft haben. Wie hilft dein Ansatz hier?
Carola:
Genau in diesen Rhythmen liegt die Lösung. Wenn wir nach einer intensiven Arbeitsphase eine Pause machen, reflektieren wir automatisch. Wir sehen, was wir geschafft haben. Wer durchrödelt und erst am Freitag zurückblickt, hat oft das Gefühl, nichts erreicht zu haben – weil das Gehirn keine Marker gesetzt hat. Kurze Pausen zwischendurch helfen dabei, sich selbst als produktiv zu erleben.
Maren:
Viele verwechseln beschäftigt sein mit produktiv sein. Was sind die größten Mythen über Produktivität?
Carola:
Zum Beispiel: „Je gestresster ich bin, desto produktiver war ich.“ Falsch. Produktivität heißt: Ich weiß, wo ich hinwill, ich habe Etappenziele und überprüfe regelmäßig: Was habe ich erreicht? Produktivität hat mit Steuerung zu tun – nicht mit Aktionismus. Auch der Mythos, dass man produktiver ist, wenn man keine Pause macht, hält sich hartnäckig – ist aber falsch.
Maren:
Wie setzt du das für dich selbst um? Arbeitest du mit Timer?
Carola:
Ich plane morgens: Wie viel Zeit habe ich heute wirklich? Welche Slots bleiben mir? Und was passt sinnvoll hinein? Ich arbeite dann in klaren Zeitfenstern: zum Beispiel 30 Minuten E-Mails, Pause, dann Konzeptphase. Ich frage mich auch mittags nochmal: Habe ich noch Energie für Kreatives oder eher für administrative Aufgaben? Ich plane bewusst um und nutze kleine Pausen, um zu reflektieren.
Maren:
Du sprichst auch vom Vertrauen ins Wachstum: Manche Ergebnisse entstehen mit Zeitverzögerung.
Carola:
Ja, manchmal bringen Aktivitäten erst später Früchte. Ein Vortrag kann Wochen später zu einer Anfrage führen. Wenn ich reflektiere, sehe ich das – und spüre, dass ich wirksam bin, auch wenn es sich nicht sofort zeigt. Das beugt dem Gefühl vor, ständig mehr machen zu müssen.
Maren:
Du sagst, in der Leistungsphase arbeiten wir im Tunnel, in der Entspannungsphase weitet sich der Blick. Also: Nach einem Erfolg nicht gleich weiterrennen, sondern erstmal innehalten?
Carola:
Genau. Der Kopf braucht Abschluss. Nach einer Zusage einfach mal feiern, ein Eis essen, durchatmen – und überlegen: Was will ich damit jetzt machen? Nicht gleich ins Abarbeiten gehen.
Maren:
Was sind drei einfache Tipps für den Einstieg in ein rhythmischeres, gesünderes Arbeiten?
Carola:
Mini-Pausen einbauen. Spätestens nach 70 bis 90 Minuten. Und die Pause sollte das Gegenteil dessen sein, was man gerade gemacht hat: Bewegung nach Bildschirmzeit, Stille nach Lärm, frische Luft nach Konzentration.
Eigene Leistungskurven beobachten. Wann habe ich Energie? Wann nicht? Tiefzeiten sind perfekt für Pausen – nicht zum Durchhalten.
Tagesabschluss-Ritual: Was lief heute gut? Was war mein Anteil daran? Auch kleine Erfolge zählen. Das hilft, den Arbeitstag innerlich abzuschließen und wirklich loszulassen.
Maren:
Mein Sohn hat mal gesagt: „Mama, wenn du eh nie fertig wirst, kannst du doch auch jederzeit aufhören.“
Carola:
Wie klug. Genau so ist es. Wir können jederzeit sagen: Für heute ist Schluss. Wenn wir das reflektieren und abschließen, beruhigt sich auch der Kopf.
Maren:
Danke, Carola. Das war ein tolles Gespräch. Ich gehe jetzt mit einem guten Gefühl in den Feierabend.
Carola:
Danke dir. Schön war’s. Bis bald.
Maren:
Bis bald. Tschüss.
Rückmeldungen